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10 Dinge, die ich beim Social Media Detox lernen durfte

By 6. Januar 2020Mai 11th, 20214 Comments

WICHTIG → Ich behaupte nicht, Social Media wäre Gift. Immerhin bin ich selbst nach wie vor begeisterte Social Media Nutzerin. Ich will mit euch die Erfahrungen teilen, die ich gemacht habe und vielleicht einfach zum Nachdenken anregen. Leute dazu zu bringen ihr Verhalten und ihre eigene Beziehung zu Social Media zu hinterfragen. Ich verurteile niemanden und die Erfahrungen, die ich machen durfte, sind meine eigenen. Jeder Mensch ist anders und somit auch seine Bedürfnisse, Wünsche, Ängste … Jeder muss seinen eigenen Weg gehen, aber es kann nicht schaden beim Gehen einfach mal zu hinterfragen ob der Weg, den man gerade geht, eigentlich noch der richtige ist, oder ob man irgendwann einfach vergessen hat abzubiegen.

 

Warum überhaupt eine Social Media Pause?

Ich habe oft sinnlos durch den Feed geswiped. Ich habe meine vermeintliche Freizeit lieber mit der Beschaffung von 90 % sinnlosen Informationen genutzt. Ich habe notwendige oder wichtige Aufgaben vor mir hergeschoben, weil das surfen im Internet und besonders auf Social Media mir sofortige Befriedigung versprochen haben. Katzenvideos waren mir wichtiger als die Erledigung von alltäglichen Aufgaben, die sich irgendwann zu einer schwer bewältigenden Arbeit gehäuft haben.

Langeweile wurde nicht mehr mit sinnvoller Beschäftigung, sondern mit Memes und Social Media gefüllt. Man könnte behaupten, dass man einfach anfangen sollte seinen Umgang mit dem Internet und Social Media zu kontrollieren; weniger Zeit darauf zu verbringen und nichts drauf zu geben, was andere von einem denken oder was man verpassen könnte. Habt ihr das schon mal versucht? Gar nicht so einfach.

Social Media soll süchtig machen. Die Unternehmen stützen sich dabei auf Studien. Sie gestalten ihre Plattformen so, dass sie unsere einfachen Bedürfnisse ansprechen und vermeintlich befriedigen. Je länger sie uns nämlich auf ihren Plattformen halten, desto mehr Geld verdienen sie.

1. Mitteilungsbedürfnis

Wenn mir etwas passiert ist oder ich einen interessanten Gedanken hatte, wollte ich das gerne mit mehreren Menschen teilen. Nicht jedem interessiert das, was ich zu sagen habe und so spreche ich genau die Leute an, die vielleicht gerade auch was dazu zu sagen habe.

 

2. mit Leuten connecten

Man muss Bezugspunkte erst durch ein Gespräch (Small Talk → Hilfe!) finden. Man kann nicht auf Instagram nach möglichen gemeinsamen Interessen stalken. Durch Social Media durfte ich zum Beispiel schon einige Freundschaften knüpfen. Da die Entfernung zu den meisten auch entsprechend weit ist, bietet sich Instagram an, auch über hohe Distanz miteinander verknüpft zu sein und sich nicht aus den Augen zu verlieren. 

 

3. Insider 

Es passierte hin und wieder, dass Freunde sich über etwas unterhielten, was sich auf Social Media abspielte. Anspielungen auf Instagram Stories oder Beiträge, die ich nicht verstand. Andererseits liegt es an mir, nachzufragen und Interesse zu zeigen, wenn ich etwas nicht verstehe. Das Gefühl, nicht wirklich Teil davon gewesen zu sein, weil man den Moment verpasst hat, bleibt aber als fahler Beigeschmack. 

 

4. positive Nutzen

Mir fielen bald die positiven Aspekte von Social Media auf, die ich bald ebenfalls nicht mehr nutzen konnte. Zum Beispiel via Instagram Dinge zu verkaufen. Ich konnte keine Umfragen machen, allgemeine Frage stellen und hoffen, dass sich unter meinen Followern Leute befinden, die mir aushelfen können; mitzubekommen welche Veranstaltungen demnächst stattfinden, Lieder, Filme oder Bücher posten, die ich persönlich toll fand oder empfehlen würde, damit ich mich mit Gleichgesinnten darüber unterhalten kann oder selbst Empfehlungen via Instagram zu finden / etwas Neues entdecken zu dürfen.

 

5. Zeitfresser

Ich habe gemerkt, wie viel Zeit ich eigentlich auf Social Media verbracht habe. Anfangs war der Impuls noch da bei jeder Gelegenheit das Handy zu packen und auf den leeren Homescreen zu schauen, auf welchem ich in freudiger Erwartung das Instagram-Icon suchte, aber zu meiner anfänglichen Enttäuschung nicht fand. Auch Facebook war nicht mehr vorhanden. Ich verstand erst an diesem Punkt wie viel meiner Zeit ich eigentlich darauf verschwendete mein Gehirn mit kleinen Chunks voller Nonsense zu füllen. Memes zum Beispiel – ich liebe sie, denn sie sprechen die Sprache meiner Generation. Sie füllen den vermeintlichen Leerlauf zwischen den produktiveren Stunden – dachte ich. Memes teile ich vor allem auf Facebook und in den Stories. Seit ich Social Media nicht mehr nutzen konnte, fing ich an die Memes, die ich fand an Leute weiterzuschicken von denen ich sicher war, dass sie den Humor und das Thema verstanden und schätzen würden. Memes fanden also viel spezifischer zu den Leuten, von denen ich ausging, dass sie darüber lachen könnten.

 

6. Social Media als Beruf

Bevor ich diese Pause eingelegt habe, habe ich in meiner Story Leute dazu aufgerufen ebenfalls eine Pause einzulegen. Diese durfte natürlich weitaus kürzer ausfallen als bei mir, aber ich wollte wissen, wie viele Menschen bereit waren eine Pause zu machen und es waren erschreckend wenig. Ich glaube vielen Leuten ist der negative Einfluss von Social Media gar nicht so bewusst und sie meinen sie müssten, um relevant zu bleiben, jeden Tag posten. Ich habe gemerkt, dass Menschen einem eher zuhören oder sich für etwas interessieren, wenn die Story nicht voll ist mit 50 Beiträgen, sondern mit einem – dafür sehr relevanten – Beitrag. Gedankenexperiment: eine Präsentation voller Informationen die teilweise irrelevant sind VS eine kurze Präsentation mit kleinen Häppchen. Was konsumiere ich lieber? Wem höre ich lieber zu?  

7. Negativität

Eine Sache ist klar: Keiner hört gerne schlechte Nachrichten. Keiner hört gerne, wenn es anderen schlecht geht. Keiner freut sich darüber, wenn er vollgelabert wird mit den Problemen, die nicht seine eigenen sind. Deshalb ist Instagram hauptsächlich gefüllt mit Zuckerwatte, Teddybären und Luftschlössern. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die sind in der Regel selten, weil man sie mit Bedacht sähen muss um nicht als „Suderer“ zu gelten oder den Anschein zu erwecken, man sei ein Problembündel. Das verzerrt natürlich das Bild; die eigene Wahrnehmung, in der alle Menschen ein besseres Leben führen als man selbst. Die Illusion, man müsse gewisse Dinge besitzen, man müsse mehr Urlaub machen, man müsse eine höhere Bildung anstreben, weil ANDERE es priorisieren. Die Angst, Dinge zu verpassen bewegt uns dazu sie auf eine endlose Liste zu setzen. „Die Liste“ auf der alles landet, was man mal gesehen, gelesen, geschmeckt, gehört, gelebt haben muss in einer digitalen Welt aus schier unendlichen Reizen und Möglichkeiten.

 

8. Momente sollen Momente bleiben

Ein Moment ist so schnell vorbei. Das zum Beispiel war ein Moment, den du diesen Worten gewidmet hast – danke dafür! Manche Momente teilt man mit Personen und manche teilt man auf Instagram und somit praktisch mit der ganzen Welt. Ich habe aber diese romantische Vorstellung, dass gewisse Momente etwas Besonderes sind, wenn man sie nicht teilt. Ein Tattoo, das ich für mich behalte und das nicht alle Menschen im Internet sehen dürfen. Es geht nicht darum, dass das Tattoo an einer expliziten Stelle wäre, die ich nicht posten darf, sondern weil ich nicht möchte und irgendwie ist das in meiner Vorstellung romantisch. Ich kann Leuten dieses Tattoo zeigen und sie sagen nicht „Oh, das kenn ich schon von Instagram.“ Ich kann wieder Stories erzählen, die noch nicht jeder kennt, weil ich sie bereits mit jedem geteilt habe. Ich kann wieder verträumt zurückdenken an den Moment und ihn hervorholen. Das ist auch der Grund wieso ich mir eine Polaroid-Kamera geholt habe und wieso ich diese Bilder über mein Bett klebe. Ich will den Moment festhalten. Da darf auch jeder komisch dreinschauen, da darf man auch mal nicht in die Kamera schauen, da darf man sich auch überhaupt gar nicht bewusst sein gerade fotografiert zu werden.

 

9. Oberflächlichkeit

Social Media ermöglicht es uns mithilfe von Emojis, Reactions oder Abkürzungen in einer sowieso schon schnellen Welt mit vielen Menschen oberflächlich in Kontakt zu treten. Verläufe, in denen die „Konversation“ nur aus der 100 Reactions besteht; einseitige Verläufe. Ein „haha“ hier, ein „wow“ dort. Darauf antworte ich meist mit einem doppelten Tap auf die Nachricht. So signalisiere ich → ist angekommen. Weil ich mich ein wenig schlecht fühle, wenn ich dieser Person nicht auf diese paar Sekunden schenke, die sie mir geschenkt hat. Ich habe diese Möglichkeit gerade im Moment deaktiviert. Damit ich mich nicht mehr schlecht fühlen muss, wenn ich mal nicht zeige, dass ich die Reaction der Person gesehen habe. Damit ich diese kleinen Zeitfresser eliminiere und wieder vermehrt mit Leuten in Kontakt trete, die dazu etwas zu sagen haben. 


10. FOMO (fear of missing out)

Leute haben Angst, etwas zu verpassen. Diese Angst hatte ich auch. The Fear Of Missing Out, aber was habe ich wirklich verpasst? Nichts. Alles, was mich betraf oder mir wichtig erschien, habe ich früher oder später erfahren oder ich war selbst dabei um es zu erleben. Was habe ich tatsächlich verpasst? Das Meme, das ich schon 100x gesehen habe? Eine schreckliche Nachricht über den Terroranschlag in einer fernen Stadt? Der neue Film, der morgen ins Kino kommt? Der nächste Skandal dieses oder jenen Streamers? 10 Dinge, die man nicht essen sollte, weil sie Krebs verursachen? Profitiere ich z.B. davon zu wissen, welche schrecklichen und erschütternden Schicksalsschläge anderen Menschen passieren? Nein. Alles was passiere war, dass ich mich schlecht fühlte. Ich habe aufgehört gespielte Anteilnahme vorzugaukeln, wenn ein altes Gebäude ein bisschen abbrennt und ein Teil Geschichte verloren geht, die genauso gut in unseren Köpfen weiterleben kann, weil es uns gar nicht beeinflusst ob irgendwo auf der Welt ein altes Gebäude steht oder nicht. Man kann meinen ich wäre nicht emphatisch oder man sieht ein, dass man nicht alles wissen muss, was einem nicht direkt beeinflusst, weil wir oft nichts ändern können und die einzige Sache, die wir daraus ziehen können meist ein negatives Gefühl ist. Ich spende monatlich einen fixen Betrag an eine Einrichtung meiner Wahl und habe wirklich etwas zur Besserung beigetragen, ohne mich mit all den negativen Dingen zu konfrontieren. Ich will mich damit nicht rühmen. Ich will nur zeigen, dass man kleine Dinge tun kann die wirklich helfen, wenn man die Möglichkeit hat oder etwas tun will.
   

Die Moral von dieser G’schicht?

Keine Shootings die nur für den Zweck der Self-Promo – dem Follower-Gaining – gedacht sind und nicht aus persönlichem Interesse passieren. Beiträge posten, wenn ich es das wirklich möchte und nicht, weil mir das ein vorgelegter Terminplan so anschafft. Poste und dabei keinem bestimmten Stil folgen. Stories posten, weil ich darin einen Sinn sehe, eine Verbindung schaffe oder einfach nur einen Gedanken loswerden will. Ich nehme den Druck von meinen Schultern gewisse Dinge zu tun, weil das mittlerweile Standard geworden ist – ein Skript. Ich werde vorerst die Möglichkeit entfernen direkt auf eine Story zu antworten oder zu reagieren. Man muss wieder den langen und komplizierten Weg gehen mir zu schreiben. Vielleicht mehr als ein „haha“, mehr als ein „cool“. Auf jeden Fall mehr als ein Emoji, dass in die Hände klatscht. 

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